Zuerst fuhren wir nach Malchen, wo die kleine, 1514 ersterwähnte und heute evangelische Dorfkirche geöffnet war.
Die Kirche in Malchen (Seeheim-Jugenheim) von Westen |
Malcher Kirche von Osten |
Malcher Kiche. Passionszyklus-Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert |
Malchen (Seeheim-Jugenheim). Letztes erhaltenes Wäschetrockenhaus. |
Die typischen verstellbaren Jalousien an den stets geöffneten Fenstern |
Von hier aus fuhren wir über Biblis an den Rhein nach Nordheim, wo der Fährhausturm von 1901 an den Rheinübergang mit einer Gierfähre erinnert.
Der Fährtum bei Nordheim |
Historisches Foto der Nordheimer Gierfähre (1898) |
Modell der Gierfähre |
Die „moderne” Fähre von 1894 wurde ohne Motor, vom Druck des Wassers und gelegentlich von seitlich angebrachten Segeln unterstützt, betrieben. Indem der Fährmann das Boot an der über 500 m langen Kette, die mitten im Rhein verankert war, schräg in den Fluss stellte, schob der Wasserdruck sie in die gewünschte Richtung. Leider zeigt das oben abgebildete Modell die kleinen Schiffchen, die das Seil als Bojen trugen, falsch in verschiedene Richtungen weisend. Tatsächlich standen die Spitzen natürlich alle gegen die Fließrichtung.
Der Fährturms diente den Betreibern als Unterkunft; nachts musste die Gierfähre ans rechte Ufer gefahren werden, der Schiffsverkehr verlief auf der tieferen, linken Flussseite. Bis 1955 gab es hier regelmäßigen Fährverkehr, und an Wochenenden sollen mehrere tausend Rheinhessen zum Kaffee „Zur Waldesruh” übergesetzt haben.
In Erinnerung daran verzehrten wir zu zweit das letzte übrig gebliebene Stück Kuchen „Zur Rheinfähre" (ein lohnendes Ausflugsziel auch ohne Denkmalstag) und guckten den Denkmalstag-Aktivistinnen bei der Demonstration der historischen Goldwäscherei im Rhein zu.
Der Tag des offenen Denkmals ist eine wunderbare Einrichtung, die gerade für die unscheinbaren und vielleicht ein wenig abseits gelegenen historischen Orte und ihre verdienstvollen Pflegerinnen und Aktivistinnen eine gute Gelegenheit zur öffentlichen Wahrnehmung bietet. Hier wird Motto und Programm veröffentlicht; der nächste Tag des offenen Denkmals ist Sonntag, der 13. September 2015.
Auf dem Rückweg sahen wir natürlich die alles beherrschende Silhouette des Kernkraftwerks, von dem zu hoffen bleibt, dass es vor dem Erkennen seiner Denkmalwürdigkeit möglichst bald und unschädlich dem Erdboden gleich gemacht wird. (Nein, kein Foto!)
* In der Buchreihe: Agnes Schmidt und Elke Hausberg: Stadtrundgänge - Darmstadt aus Frauensicht (Herausgeber: Luise-Büchner-Bibliothek des Deutschen Frauenrings e.V., Preis: 12 Euro je Band; erhältlich im Buchhandel, Darmstadt Shop im Luisencenter und in der Luise-Büchner-Bibliothek, Kasinostr. 3) erschien als Band 3:Waschen, Kochen, Baden: Frauenleben vom Marktbrunnen zum Großen Woog, 2009.