Samstag, 1. November 2014

Alle Völker, die sich baden, sind gesünder als die, die es nicht tun*

Das Frankfurter Institut für Stadtgeschichte zeigt im Dormitorium des Karmeliterklosters noch bis zum 2. November eine Kabinettausstellung zur Geschichte des Badens in Frankfurt. 

Karmeliterkloster in Frankfurt am Main


Auf großen, gut gestalteten Tafeln und in einigen Vitrinen zeigt das Archiv die Entwicklung städtischer Badekultur seit den Zeiten der Römer. Deren Badekultur wurde allerdings nie wieder erreicht. Sowohl die mittelalterlichen Vergnügungen im Badezuber wie die modernen Wellness-Oasen bleiben von dem, was Römer unter Baden verstanden, um Welten entfernt.

Neben der so geweckten Sehnsucht nach den Tagen der lateinischen Zivilisation (jedenfalls für die Herrschenden...) bietet die Ausstellung aber mit einem Schwerpunkt auf das Badewesen zwischen 1871 und 1933 interessante Informationen über das Schwimmen im Main. Kilometerlang zogen sich in dieser Zeit öffentliche und private, geschlechtergemischte und geschlechtergetrennte Badeanstalten am Mainufer entlang. Natürlich verboten die Nazis der jüdischen Bevölkerung früh das gemeinsame Baden, schließlich wurde Juden auch das zunächst noch gestattete letze Freibad verboten (es wurde zum SA-Bad....). Ungefähr mit dem Kriegsende 1945 war es dann für alle vorbei mit dem Mainschwimmen - der Fluss verdreckte so sehr, dass Baden gesundheitsgefährlich wurde. Seit der Jahrhundertwende hat Frankfurt den Bau öffentlicher Frei- und Hallenbäder betrieben, auch deren Geschichte und die aktuelle Problematik zwischen Zuschussbedarf und Sanierungsproblematik wird nicht verschwiegen. Aktuell verfolgen private Investoren die Idee, ein Schwimmbad in einer Art Ponton auf dem Main einzurichten - dann allerdings mit Frischwasser in einem geschlossenen Becken.



auf einer der Ausstellungstafeln


Wir haben es leider erst am 30.10. geschafft, die Ausstellung anzusehen (und hatten das Glück, dass sie zwischenzeitlich bis zum 2.11. verlängert wurde); wer das nicht mehr schafft, aber interessiert ist, kann immerhin den informativen kleinen Katalog hier kaufen. 

*C.W. von Hufeland ca. 1800