Beginnend mit eben diesem Ober-Ramstädter Rathaus hat er seit 1732 sage und schreibe 12 Kirchen und 5 Profanbauten errichtet. Die Ausstellung stellt sie alle auf gut gemachten Text- und Bildtafeln vor und zeigt dazu in Vitrinen Schriftdokumente der Baugeschichte.
Häufig wurde Lichtenberg gerufen, wenn es galt, baufällige Gebäude zu ersetzen, und meist hat er Bestandteile der Vorgängerbauten erhalten - die Grundrisse und Kirchtürme blieben häufig (bis auf die neue Bedachung) unverändert.
Eine akademische Ausbildung zum Architekten gab es im 18. Jahrhundert noch nicht; Lichtenberg hat während seiner Studienzeit stets auch Vorlesungen im Mathematik, wo eben auch Baulehre unterrichtet wurde, gehört.
Einer seiner Bauten ist die Pfungstädter Kirche, zu der ein Dokument des letzten Zentgrafen H. H. Welcker gezeigt wird und die baulich bis heute unverändert blieb (wenn auch die farbliche Innenausstattung ganz anders wurde).
Zentgraf Welcker aus Pfungstadt beauftragt am 7. Mai 1751 einen Transport für den Kirchenbau in Pfungstadt |
Ich schätze von seinen Bauten ganz besonders die schöne Kirche von Neunkirchen, die in ihrem Innerern so ganz besonders deutlich das Prinzip der protestantische „Predigerkirche” zeigt; die Bänke für die Gemeinde sind dort im Dreiviertelkreis um Altar und Kanzel angeordnet. Einzig dieser Aspekt fehlt der Ausstellung: Lichtenbergs Kirchen sind programmatisch protestantisch - Altar und Kanzel stehen im Zentrum der Gemeinde.
Neu war mir, dass auch das Darmstädter Waisenhaus von ihm errichtet wurde. In nur zwei Jahren, zwischen 1748 und 1750, entstand ein Bau, der von Struktur und Plan auf Lichtenbergs Kenntnis von den Gebäuden der Franckeschen Stiftung in Halle zurückgeht.
Das schöne Modell des 1944 zerstörten Gebäudes gehört zum Bestand des Ober-Ramstädter Heimatmuseums |
1831 wurde das Gebäude Heimstatt des „Pädagog”, des Darmstädter Gymnasiums, nachdem dessen ursprünglicher Bau, eben das „Pädagog” in unmittelbarer Nachbarschaft zu klein geworden war. Während Georg Büchner und sein Bruder Wilhelm noch im Altbau unterrichtet wurden, wurde dies die Schule der jüngeren Brüder Ludwig und Alexander. Es stand am heutigen Standort von Sporthalle und Sportplatz des „Ludwig Georgs Gymnasiums”.
Die Ausstellung ist ein schönes Ziel für einen Sonntag-Nachmittags-Ausflug nach Ober-Ramstadt und liefert ein gut recherchiertes Detail zur Familiengeschichte Lichtenbergs und zur bauhistorischen Heimatkunde. Ihr Besuch gehört übrigens auch zum Programm der bevorstehenden Jahrestagung der Lichtenberg-Gesellschaft vom 1. - 3. 7. 2016. Details zu Öffnungszeiten und der ebenfalls lohnenswerten Dauerausstellung finden sich hier.